Poste restante - dieses autobiografisch gelaunte Buch gewährt einen Blick hinter die Kulissen der berühmten deutschen Schriftstellerfamilie Mann. Es schildert eine typisch mitteleuropäische, verschlungene Familiengeschichte, wo es nicht an skurrilen, dramatischen oder humorvollen Momenten fehlt. Die siebzehnjährige Leonie, Heinrich Manns einzige Tochter, flieht 1933 mit ihrer jüdischen Mutter in ihre Geburtsstadt Prag. Zwei Jahre nach dem Krieg lernt sie den Romanautor Ludvík Aškenazy kennen. 1968 findet sich ihr Sohn Jindřich in West-Berlin wieder, wo die Studentenrevolte brodelt, und wird gegen seinen Willen zum Emigranten der dritten Generation. Nach 1989 kehrt er nach Prag zurück, wo sich der Kreis seiner Wanderungen auf phantasievolle Weise wieder schließt. Das Buch ist eine einmalige, übersetzte und überarbeitete Fassung eines ursprünglich auf Veranlassung des Rowohlt-Verlags in deutscher Sprache verfassten Textes.

Jindřich Mann wurde 1948 in Prag geboren, das er zwanzig Jahre später als Emigrant verließ. Er verbrachte sie hauptsächlich in München, West-Berlin und teilweise in Italien. In Prag arbeitete er als Dramaturgiepraktikant und Regieassistent am Nationaltheater. Im Mai 1968 wurde er zum Studium an der Prager Filmakademie zugelassen, schrieb sich aber nie ein. Er absolvierte die Hochschule für Film und Fernsehen in West-Berlin und arbeitete ab 1974 als freier Drehbuchautor und Regisseur für die westdeutschen Fernsehsender ARD, ZDF etc. Er hat 30 Fernsehfilme unterschiedlicher Länge und Genres gedreht, meist nach eigenen Drehbüchern, aber auch Dokumentarfilme, Kinderserien und Krimis. Nach einem Theaterstück seines Vaters Ludvík Aškenazy für das tschechische Fernsehen drehte er Die wahre Geschichte von Antonia Pařížková, einem leichten Mädchen mit einem guten Herzen (2001). Im Jahr 2007 veröffentlichte er Prag, poste restante, ein Buch in deutscher Sprache, das bei Rowohlt erschienen ist. Im Jahr 2012 erschien sein Prosabuch Poste restante in tschechischer Sprache bei Labyrint, das sehr gut aufgenommen und mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet wurde.

Auf Tschechisch und Deutsch.

Foto: www.labyrint.net