programm 2000

4.11. Sa Burgtheater Wien
PROFESOR BERNHARDI Arthur Schnitzler
Regie: Achim Benning
Staatsoper Prag, 19.00

Das repräsentative Werk der österreichischen Dramatik, ein Stück, das sich in einer großen Klinik abspielt, beruht auf der ganz persönlichen Erfahrung des bedeutenden Wiener Schriftstellers der Jahrhundertwende. Die menschlich verständliche, doch der Meinung der Mehrheit widersprechende Entscheidung des Klinikchefs Professor Bernhardi löst einen heftigen Konkflikt aus, in dem der Held des „reinen Gewissens“ einen ungleichen Kampf mit der politischen und intellektuellen Elite seiner Zeit aufnimmt. Machtinteres-sen, Karrierismus, Ringen um einflussreiche und einträgliche Posten werden durch eine heuchlerische Ideologie vertuscht.

5.11. So Soireé
DER HEITERE SCHNITZLER Karlheinz Hackl
Theater Komödie, 20.00

Der Schauspieler und Regisseur Karlheinz Hackl gehört zu den renommiertesten Persön-lichkeiten des heutigen Burgtheaters und des zeitgenössischen österreichischen Theaters überhaupt. Der Darsteller der Titelrolle im Schnitzler–Stück „Professor Bernhardi“ präsentiert bei seinem Solobabend diesen aussagekräftigsten Repräsentan-ten der „österreichischen Moderne“ in einer kontrastreichen, und wie der Titel seines Programms andeutet, heiteren Form.

6.11. Mo Soireé
UNSERER STETL BRENNT Pavel Fieber BJüdische Leider und Texte aus schwerer Zeit,
Theater Komödie, 19.00

Hinter dem bei uns noch nicht bekannten Namen verbirgt sich zum einen der Generalintendant des Badischen Staatstheaters Karlsruhe (dessen Ensemble mit der Aufführung von Tim Staffels „Werther in New York“ zum Repertoire des Festivals beitragen wird) und zum anderen ein bewährter Interpret alter jüdischer Lieder, die mit Humor, aber auch Trauer zum Teil in Jiddisch gesungen werden. Der Abend des Theaterkünstlers, der in Krnov geboren und im Kindesalter ins Konzentrationslager verschleppt wurde, steht im inneren Zusammenhang mit dem Gastpiel des israelischen Theaters Habima.

7.11. Di – 8.11. Mi Badisches Staatstheater Karlsruhe
WERTHER IN NEW YORK Tim Staffel
Regie: Katka Schroth
Theater Arche 7.11. 20.00, 8.11. 16.00 + 20.00

Goethes junger Held von 1774 ist wahrscheinlich unsterblich. Der „Werthersche“ Typus eines jungen Menschen, der über sich selbst sagt „ich bin das absolute Gefühl“, wird von dem dynamischen deutschen Prosaiker und Dramatiker (1965) in die rohe Realität der heutigen Zeit versetzt. Der Autor gibt zwar seinen jungen Helden die Namen und die Feinfühligkeit Goethescher Figuren, doch er lässt sie die Sprache der heutigen Großstadt-jugend sprechen. Auch die Umstände, in denen seine Personen handeln und leben und in denen der Held Staffels stirbt, entsprechen natürlich den Gegebenheiten von heute.

10.11. Fr Soireé
I GIB NET AUF Erika Pluhar
Liederabend mit Musikbegleitung
Theater in Weinbergen, 19.00

Erika Pluhar, langjähriges Mitglied des Burgtheaters, ist vor allem eine hervorragende Theaterschauspielerin und Darstellerin vieler großer Rollen des deutschen und internationalen Repertoires. Ebenso blendend ist sie jedoch als Chansonsängerin. Für die Liebhaber ihres kultivierten Gesangs hat sie bereits mehrere Alben herausgebracht. Ihre – ziemlich seltenen – Live – Auftritte füllen auch die größten Säle. Das Festivalprogramm bietet die Möglichkeit, dieser außerordentlichen Persönlichkeit zum ersten Mal in Prag zu begegnen.

11.11. Sa Deutsches Schauspielhaus in Hamburg
SCHLACHTEN! Tom Lanoye und Luk Perceval
nach Shakespeares Chroniken über die „Rosenkriege“
Regie: Luk Perceval
Fabrikhalle ČKD TRAKCE, Kolbenova, Prag 9, 11.00 - 23.00

Ein imposantes zwölfstündiges Bühnenprojekt, das von dem belgischen Regisseur Luk Perceval mit dem hervorragenden Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg einstudiert und zum ersten Mal mit einer gewaltigen Resonanz im vergangenen Jahr bei den Salzburger Festspielen aufgeführt wurde. Es handelt sich um die „große Geschichte“ der sich immer wiederholenden und nie endenden Machtkämpfe, um einen aufregenden Weg durch die blutige Geschichte bis in die Gegenwart und Zukunft. Für die außergewöhnliche Aufführung wurden die beiden Autoren beim renommierten Berliner Theatertreffen in diesem Jahr mit dem Innovationspreis des Kulturfernsehprogramms 3sat ausgezeichnet.

12.11. So Deutsches Schauspielhaus in Hamburg
SEKRETÄRINNEN Franz Wittenbrink BRegie: Franz Wittenbrink
Theater in Weinbergen, 19.00

Der Autor des heiter ironischen Abends war in den sechs Jahren seiner Tätigkeit am Hamburger Schauspielhaus als Komponist, Dirigent und später auch eigenwilliger Autor und Regisseur an vielen Inszenierungen beteiligt. Einer besonderen Gunst des Publikums erfreuen sich seine originellen und außerordentlich unterhaltsamen Bühnenwerke, die auf Liedern beruhen und nach dramatischen Prinzipien gestaltet sind. Die bühnen–musikali-sche Komposition „Sekretärinnen“ (deren männliches Gegenüber einfach „Männer“ heißt) wurde in mehreren Saisons zu einem Kultereignis.

13.11. Mo – 14.11. Di Theater Basel
TÄTER Thomas Jonigk
Regie: Stefan Bachmann
Theater Komödie, 13.11. 19.00, 14.11. 16.00 + 20.00

Das Schauspiel in Basel hat unter der Leitung seines jungen Chefs Stefan Bachmann den Ehrgeiz, in das Leben der Stadt und des Landes möglichst aktiv einzugreifen und auch schmerzhafte und oft tabuisierte Themen aufzugreifen. Eines dieser Themen, Kindesmißbrauch in der Familie, hat dem Theater der deutsche Dramatiker Thomas Jonigk (1966) mit seinem Stück angeboten. Der Autor und das schweizerische Ensemble haben diesen wunden Punkt in der Gesellschaft sehr offen und dennoch geschmackvoll und sensibel bearbeitet.

15.11. Mi – 16.11. Do Nationaltheater Israels Habima Tel Aviv
DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS Bertolt Brecht
(in habräisch, mit tschechischen und deutschen Titeln) Regie: Ilan Ronen
Theater in Weinbergen, 19.00

Das menschlichste und poetischste Stück des Klassikers des modernen deutschen Dramas wurde von einer jungen progressiven Gruppe des Theaters Habima einstudiert, das seinen Sitz in Tel Aviv hat und seit 1958 den offiziellen Titel Nationaltheater Israels trägt. In dem multikulturellen Staat Israel integrierte der Regisseur in seiner Aufführung die eigenständige Theatertradition verschiedener ethnischer Gruppen und schuf durch einen Reichtum an Theatermitteln und durch ausdrucksstarke schlichte Poesie ein buntes, fesselndes Bühnenwerk. Die israelische Vorstellung erinnert zugleich an die jüdische Kultur, von der einst große Inspiration für das Leben in Prag ausging.